Rezension: Erkenntnisse im Raum
Von Clara Herz
Das Buch, das wir euch heute vorstellen möchten, richtet sich an alle, die in Beratung, Coaching oder Supervision, die mediativ oder therapeutisch tätig sind – aber auch an all jene, die private oder berufliche Herausforderungen kreativ und lösungsorientiert angehen wollen. In ihrem Buch Erkenntnisse im Raum stellen die Autor:innen, James Lawley und Marian Way, die Methode „Clean Space“ näher vor. Neben einer theoretischen Einführung enthält das Buch zahlreiche Fallbeispiele und Visualisierungen, die zeigen, wie Clean Space praktisch angewandt werden kann – etwa zur Entscheidungsfindung, zur persönlichen Entwicklung oder zur Klärung komplexer Themen.

Entwickelt wurde die Methode „Clean Space“ von dem neuseeländischen Psychologen David Grove. Ziel der Methode ist es, Menschen dabei zu unterstützen, Gedanken, Gefühle, Überzeugungen und Themen räumlich zu externalisieren und dadurch neue Einsichten zu gewinnen. Ähnlich wie in der Aufstellungsarbeit wird für den Prozess der physische Raum genutzt: Aspekte eines Themas werden an verschiedenen Orten im Raum „ausgelegt“ und die Person bewegt sich zwischen diesen Positionen, betrachtet, was an jedem Ort erlebt wird, und entdeckt Beziehungen, Wechselwirkungen oder Perspektiven, die vorher nicht bewusst waren.
Das Buch Erkenntnisse im Raum von Lawley und Way erläutert einen typischen Ablauf eines Clean-Space-Prozesses: Zunächst wird ein Thema oder eine Fragestellung gewählt, idealerweise formuliert in den eigenen Worten der Person. Dann sucht die Person einen Ort im Raum, der das Thema symbolisiert, und markiert andere Positionen für Teilaspekte oder damit verbundene Gedanken, Gefühle oder Widerstände. Die Bewegung zwischen den Positionen ermöglicht es, das Thema aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, innere Resonanzen wahrzunehmen und neue Verbindungen oder Lösungsmöglichkeiten aufzuspüren.

Gerade in der Mediation kann „Clean Space“ einen besonderen Mehrwert bieten. Denn oft verharren die Konfliktparteien in starren Positionen oder im Kreislauf wiederholter Argumente. Indem sie ihre Sichtweisen im Raum verorten und aus unterschiedlichen Standpunkten heraus betrachten, entsteht buchstäblich Bewegung. So kann etwa eine Partei ihren eigenen Standpunkt an einem Platz markieren, den der anderen Partei an einem zweiten, und an weiteren Orten Gefühle, Befürchtungen oder Hoffnungen ablegen. Wenn sich die Beteiligten zwischen diesen Positionen bewegen, erkennen sie Zusammenhänge, die in einer rein verbalen Auseinandersetzung verborgen bleiben.
Erkenntnisse im Raum ist ein empfehlenswerter Leitfaden für alle, die kreative und metaphorisch reiche Methoden in ihrer Arbeit einsetzen möchten. Er vermittelt nicht nur die Theorie und den Ursprung von „Clean Space“, sondern bietet neben einer konkreten Anleitung viele Beispiele und Impulse zum Ausprobieren. Wer bereit ist, sich auf eine ungewohnte Art des Arbeitens einzulassen, wird in dem Buch eine Methode finden, die Klarheit, neue Einsichten und oft überraschende Lösungsoptionen ermöglicht – besonders in Settings, in denen verbale Methoden allein nicht ausreichen.
James Lawley/Marian Way, Erkenntnisse im Raum. Mit Clean Space Kreativität anregen, Ideen generieren und Probleme lösen. Carl-Auer Verlag, Heidelberg 2022.
236 S. | 44,95 EUR
Titel der englischen Originalausgabe: „Insights in Space“
Für das uns zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar danken wir dem Carl-Auer Verlag.