Rezension: Kompetenz!Box Impacttechniken

Von Clara Herz

Bilder sagen mehr als Worte. – Genau dieses Prinzip lässt sich auch in Mediation, Coaching und Beratung auf vielfältige Weise nutzen. Ein Beispiel hierfür sind die sog. Impacttechniken, die aufgrund ihrer besonderen Wirkung dabei unterstützen können, einen Perspektivenwechsel anzuregen und kreative Lösungen zu finden. Für die praktische Arbeit hat die Psychologin Frauke Niehues ein ebenso kompaktes wie übersichtliches Kartenset mit über 100 verschiedenen Impacttechniken entwickelt, das im Junfermann Verlag erhältlich ist.

Frauke Niehues

Impacttechniken: Kompetenz!Box Therapie und Beratung

Junfermann Verlag

ISBN: 978-3-7495-0344-5

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Was genau sind „Impact-Techniken“?

Impacttechniken sind, wie schon aus dem Begriff hervorgeht, besondere Methoden – besonders deshalb, weil sie eine besondere Wirkung (Engl.: „impact“) erzielen können. Besonders ist deren Wirkung wiederum vor allem, weil sie über Methaphern, Bilder und andere multisensorische Eindrücke besonders nachhaltig, also langanhaltend und einprägsam sein können und die Klient:innen nicht nur auf einer kognitiven, sondern auch auf einer emotionalen Ebene erreichen.

In ihrem Ursprung kommen die Impacttechniken aus dem therapeutischen Kontext, was allerdings nicht bedeutet, dass deren Anwendung auf diesen Bereich beschränkt wäre. So ist beispielsweise auch die „Kompetenz!Box“ von Frauke Niehues für Therapie und Beratung konzipiert. Auch in der Mediation lassen sich einige der Impacttechniken gewinnbringend nutzen – wobei hier zum professionellen Einsatz selbstverständlich dazugehört, sich der eigenen Grenzen als Mediator:in bewusst zu sein und die Impacttechniken nur nach sorgfältiger Abwägung einzusetzen. Generell stellen die Impacttechniken aber eine überaus hilfreiche Ergänzung und Erweiterung des „Toolkits“ von Mediator:innen dar, die in der richtigen Situation kleine (und vielleicht auch große) Wunder wirken können.

Was sich nun aber im Einzelnen hinter den Impacttechniken verbirgt, wird mit einem Blick in die „Kompenz!Box“ klarer.

Inhalt und Gestaltung der „Kompetenz!Box“

Zunächst zum Inhalt: Die Box umfasst insgesamt 122 Karten, auf denen 105 verschiedene Impacttechniken dargestellt sind. Ergänzt wird das Kartenset durch ein ca. 30-seitiges Booklet, das die einzelnen Techniken überblicksartig darstellt und auch allgemeinere Hinweise für den Einsatz der Impacttechniken gibt.

Jede Impact-Karte zeigt auf der Vorderseite ein Bild, das symbolisch für die jeweilige Impacttechnik steht, zu verwendendes Material abbildet oder auch die jeweilige Gesprächssituation veranschaulicht. Auf der Rückseite jeder Karte findet sich eine kurze Beschreibung des Ziels der dargestellten Methode. Aufgeführt ist auch, welches Hilfsmaterial gegebenenfalls benötigt wird. Es folgen sodann eine ausführlichere Beschreibung der Situation, für die sich die Impacttechnik eignet, sowie eine Erläuterung der genauen Vorgehensweise. Hieran anschließend enthält jede Karte verschiedene Transferfragen oder auch erklärende Hinweise, mit der die beratende Person an die jeweilige Intervention anknüpfen und dadurch die Selbstreflexion unterstützen kann.

Die einzelnen Impact-Karten sind verschiedenen Oberkategorien zugeordnet, was in der optischen Gestaltung bereits anhand des verwendeten Farbschemas erkennbar wird:

  • Prozessgestaltung (weinrot, Karten 1.1 bis 1.20)
  • Themenübergreifende Methoden (hellrot, Karten 2.1 bis 2.12)
  • Emotion und Kognition (rot-orange, Karten 3.1 bis 3.19)
  • Selbstfürsorge (orange, Karten 4.1 bis 4.11)
  • Selbstmanagement (gelb, Karten 5.1 bis 5.10)
  • Kommunikation und Interaktion (hellgrün, Karten 6.1 bis 6.7)
  • Konflikte (mittelgrün, Karten 7.1 bis 7.5)
  • Selbstwert (dunkelgrün, Karten 8.1 bis 8.15)
  • Erziehung (blau, Karten 9.1 bis 9.6)
  • Zusatzkarten (dunkelblau, Karten 10.1 bis 10.18)

Speziell für die Mediation dürften vor allem die Karten aus den Themenbereichen „Kommunikation und Interaktion“ sowie „Konflikte“ nützlich sein. Genauso können aber auch andere Karten hilfreiche Anregungen geben – hier dürfte es letztlich vor allem darauf ankommen, als Mediator:in in der Vorbereitung entsprechende Hypothesen für die Arbeit mit den Mediand:innen zu bilden und eine hierauf abgestimmte Impacttechnik zu wählen. Als nützlich erweist sich das Kartenset damit vor allem in der Vorbereitung auf eine Mediation. Für einen spontanen Einsatz sind manche der aufgeführten Impacttechniken hingegen weniger geeignet, da sie teilweise besonderes Material oder zumindest einen entsprechenden Materialfundus voraussetzen, auf den in der Mediation zurückgegriffen werden kann.

Fazit

Das von Frauke Niehues entwickelte Kartenset ist ein überaus hilfreicher und mit viel Liebe zum Detail gestalteter Ideengeber, der die praktische Arbeit von Mediator:innen in methodischer Hinsicht vielfältig bereichern kann. Eingesetzt werden sollten die Impacttechniken in der Mediation nur mit entsprechender Zurückhaltung – denn jede Impacttechnik verfolgt ein bestimmtes Ziel. Dieses Ziel mit dem Auftrag der Mediand:innen abzugleichen und auch mögliche Risiken der jeweiligen Impacttechnik abzuschätzen, ist Aufgabe von Mediator:innen im Vorfeld einer Mediation. Im Mediationstermin selbst, d.h. im Termin mit den Mediand:innen (bzw. mit einzelnen Personen im Falle von Einzelgesprächen), muss die ausgewählte Methode dann auch noch klar und verständlich vorgestellt werden, damit sie ihren „Impact“ tatsächlich entfalten kann. Gute Vorbereitung und etwas Übung sind hier entscheidend.

Vergleichbare Kartensets:

Kowarowsky/von Puttkamer, Impact-Techniken: 75 Therapiekarten, Beltz Verlag

Weidenmann/Weidenmann, 75 Bildkarten für Coaching und Beratung, Beltz Verlag

Für das uns kostenfrei zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar danken wir dem Junfermann Verlag.