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Konflikte unterm Weihnachtsbaum

Tipps unserer Mediator:innen für entspannte Feiertage

Die (Vor-)Weihnachtszeit ist oft auch eine konfliktreiche Zeit. Wir haben deshalb einige unserer Mediator:innen gefragt, wie für sie ein schönes Weihnachtsfest aussieht und wie sie mit Konflikten an den Feiertagen umgehen.

Thomas Ziehl:

„Ich finde es hilfreich, mir erstmal über meine eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen klar zu werden. Was ist mir an Weihnachten wirklich wichtig? Was brauche ich, damit ich hinterher sagen kann: ‚Das war ein wirklich schönes Weihnachtsfest.‘? Mir persönlich ist für die Feiertage vor allem wichtig, dass es entspannt wird und nicht in Stress ausartet. Dabei ist es für mich auch okay, wenn nicht alles perfekt ist, und die Dinge anders kommen als geplant. Wenn es dann noch gelingt, diese Erwartungen offen und ehrlich zu kommunizieren und vor allem auch offen die Erwartungen und Wünsche meiner Familie anzunehmen, kann die Verbindung entstehen, die ich mir für ein harmonisches Weihnachtsfest wünsche. Da meine Familie schon gewohnt ist, dass ich immer mal wieder mit „seltsamen“ mediativen Fragen daherkomme, mache ich das auch gerne mal Esstisch und frage in die Runde, wie sie sich denn ein schönes Weihnachtsfest vorstellen und was es bräuchte, diese Vorstellung umzusetzen. Diesen Austausch schätze ich sehr und so waren unsere letzten Weihnachtsfeste in der Familie tatsächlich sehr entspannt und stressfrei.“

Thomas Ziehl

Simone Weinsheimer:

„Wenn ich mich in meinem Freundes-, Bekanntenkreis und auch innerhalb der Familie umhöre, dann wird meistens schon Anfang November deutlich, dass die Festtage rund um Weihnachten und Neujahr einem gewissen Zwang unterliegen und zwar dem, allen gerecht zu werden und niemanden zu enttäuschen. Gerade im Freundeskreis werden die eigenen Wünsche sehr deutlich und klar formuliert und zum Teil auch Vorschläge zur Güte unterbreitet, teilweise aber an den falschen Adressaten gerichtet… Aus meiner Sicht lässt sich viel emotionaler Stress für mich und meine Mitmenschen vermeiden, wenn ich frühzeitig eindeutig, offen und ehrlich kommuniziere, wie ich Weihnachten feiern möchte oder eben nicht. So kann sich mein Gegenüber darauf einstellen und dies außerhalb des allgemeinen Stresses der Vorweihnachtszeit.

Seitdem ich Kinder habe, ist es seltener geworden, aber die 15 Jahre davor habe ich an Weihnachten regelmäßig im Rettungsdienst gearbeitet und zumindest ich war äußerst entspannt in Bezug auf die Festtage, denn ich hatte das Bedürfnis, meinen Kolleg:innen freie Tage zu ermöglichen und immer ein gutes Argument, warum ich mich nicht dem allgemeinen Stress des Geschenkebesorgens und den gegenseitigen Familienbesuchen aussetze, da ich die Zeiten zwischen meinen Schichten im Rettungsdienst als Erholungsphase benötigt habe. Ich habe es genossen, keinerlei Ansprüchen meiner Herkunfts- oder Schwiegerfamilie gerecht werden zu müssen und im Gegenteil sogar Anerkennung und Wertschätzung dafür zu bekommen, dass ich „wildfremden“ Menschen helfe anstatt im Warmen zu sitzen und das Weihnachtsmenü zu genießen. Mein persönliches Weihnachten ist das Lächeln und die Dankbarkeit meiner Patient: innen und die Gewissheit, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Meine Erfahrung für ein entspanntes Weihnachtsfest (unabhängig in oder mit welcher Kostellation) ist, dass man nicht nur die Erwartungen und Bedürfnisse anderer Menschen, sondern eben auch die eigenen Bedürfnisse berücksichtigen sollte. Wer innerlich zufrieden ist, wird dies auch nach außen tragen.“

Simone

Kerstin Hoffmann:

„In allen Weihnachtsfilmen und Geschichten wird uns erzählt, wie das perfekte Weihnachten aussieht: eine besinnliche und friedvolle Zeit mit der Ursprungsfamilie. Dass das in den wenigsten Fällen so tatsächlich passiert, wird nicht thematisiert und gibt uns das Gefühl, etwas falsch zu machen und dass wir letztlich selbst daran schuld sind. Aber wieso nicht einfach eigene Weihnachtsrituale und Traditionen mit seinen Lieblingsmenschen und seiner Wahlfamilie begründen? Abkehren von alten Vorstellungen und sein eigenes Wohlfühlfest feiern, mit Menschen, die einem auch das übrige Jahr wichtig sind und gut tun.“

Kerstin_Hoffmann

Clara Herz:

„Für mich ist Weihnachten eine besondere Zeit im Jahr, die ich gerne mit und bei meiner Familie verbringe. Mittlerweile nehme ich mir ganz bewusst nur sehr wenig für diese kostbaren (da selten gewordenen) Tage vor. Allzu oft wird die Vorweihnachtszeit und auch die gemeinsame Zeit an den Feiertagen mit allerhand Erwartungen und To-Dos überfrachtet: es muss friedvoll und besinnlich werden, hier muss noch ein Geschenk organisiert werden, dort gibt es noch eine Veranstaltung, die unbedingt im ohnehin schon viel zu vollen Terminkalender untergebracht werden will. Für mich ist weniger mehr. Ein gemeinsamer Spaziergang draußen an der frischen Luft oder ein gutes Gespräch, bei dem ich das Gefühl habe, mein Gegenüber hört mir wirklich zu: das sind die Dinge, die mir wichtig sind. Alles andere wird dann eher nebensächlich und muss schon gar nicht erst perfekt sein. Im Übrigen hilft mir für meine eigene Haltung ganz häufig auch die folgende Frage: Was wäre eigentlich, wenn ich diese Menschen heute zum letzten Mal getroffen hätte? – Sich diese Frage immer wieder einmal zu stellen, verändert die Perspektive und auch die Art, wie ich anderen begegne.“

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Kerstin Huber:

„Weihnachten ist für viele eine wichtige Zeit, die stark von einer Idealvorstellung lebt, welche häufig nicht in die Realität umgesetzt werden kann. Und das ist auch in Ordnung. Die Festtage müssen nicht perfekt sein und können gleichzeitig trotz allem schön und gut sein. Es muss nicht alles harmonisch verlaufen. Denn das tut es auch im Alltag nicht, in dem wir selten in dieser Intensität mit der gleichen Anspruchshaltung zusammen sind. Sich dies bewusst zu machen und anzunehmen, hilft dabei, einer Aufladung der Festtage entgegenzuwirken. Das nimmt Druck aus der Situation und von allen Beteiligten. Diese Akzeptanz allein kann bereits enorm zur Entspannung beitragen. Auch Traditionen oder bestimmte zuverlässige Reibungspunkte einmal zu hinterfragen, können ganz konkrete, entzerrende Festtag-Entspannungs-Maßnahmen hervorbringen: Muss es an jedem Tag ein Festmenü geben, das zudem häufig von ein und derselben Person zubereitet wird? Muss der Weihnachtsbaum immer am 24. geschmückt werden oder kann das auch vorverlegt werden? Kann der mögliche Reibungspunkt Kindergeschenke (immer zu viel und/oder unpassendes) mit einer Wunschliste analog eines Hochzeittisches vorab entschärft werden? Kann man bestimmten Personen oder Situationen etwas mehr aus dem Weg gehen, weil es vielleicht anderes zu tun gibt oder die Gruppe groß genug ist? Bewährt hat sich in meinem Umfeld auch immer wieder die Auflockerung weg vom reinem Sitzen und Reden hin zu mehr Aktion, wie beispielweise Musizieren, Spielen oder Spaziergänge.“
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Unseren Leser:innen wünschen wir eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Euer Team von About Mediation