Mediation – eine kurzer Einblick
Von Simone Weinsheimer
Das Verfahren
Mediation ist ein strukturiertes, außergerichtliches Verfahren zur konstruktiven Beilegung von Konflikten. Nicht immer haben sich die Menschen, die sich für Mediation interessieren oder Mediator:innen aufsuchen, mit dem Verfahren bzw. dessen Inhalt näher auseinandergesetzt, bevor sie damit in Berührung kommen. Mediator:innen sind speziell für diesen Prozess ausgebildet. Sie sind qualifiziert, professionell, allparteilich und unabhängig und strukturieren den Mediationsprozess nach festgelegten Prinzipien.
Einige der wichtigsten Prinzipien
1. Vertraulichkeit
Bereits im ersten Gespräch werden den Mediand:innen die Prinzipien des Mediationsverfahrens erklärt. Ein großes Hemmnis, besonders im Arbeitsumfeld, ist oftmals die Befürchtung, dass die Ergebnisse oder Situationen aus den Sitzungen bekannt werden. Die Mediator:innen sind von Berufs wegen zur Verschwiegenheit verpflichtet. Das heißt, weder Kollegen noch Vorgesetzte oder sonstige Außenstehende werden von Seiten der Mediator:innen über die Inhalte der Mediation in Kenntnis gesetzt. Die Vertraulichkeit zwischen den Mediand:innen wird in einer gesonderten Vereinbarung zu Anfang der Mediation geregelt und festgehalten. (Siehe dazu auch unseren Artikel Das Prinzip der Vertraulichkeit in der Mediation)
2. Freiwilligkeit
Mediand:innen entscheiden sich bewusst und ohne Zwang für eine Mediation zur Konfliktbearbeitung. Es darf ihnen, vor allem im beruflichen Kontext, kein Nachteil dadurch entstehen, dass sie an einer Mediation teilnehmen.
3. Ergebnisoffenheit
Die Mediation ist ergebnisoffen. Das bedeutet, dass der Ausgang des Konflikts bzw. das Ergebnis der Mediation nicht im Voraus klar ist, sondern im Laufe der Mediation gemeinsam von den Mediand:innen entwickelt wird.
4. Fairness
Alle Mediand:innen bekommen den gleichen Raum zu erzählen und ihre Sicht darzulegen. Sie verpflichten sich zum respektvollen und fairen Umgang miteinander.
Für wen eignet sich eine Mediation?
Mediation ist das richtige Verfahren für alle,
- die wichtige Entscheidungen und den Ausgang ihres Konflikts selbst bestimmen und nicht abgeben wollen,
- die an einer fairen und von allen Beteiligten akzeptierten Lösung arbeiten wollen,
- die den Blick und die Lösung auf die Zukunft richten und nicht in der Vergangenheit verharren wollen.
Das Mediationsverfahren kann sowohl im privaten Bereich, in Form einer Familienmediation, bei Trennung und Scheidung oder auch bei Generationskonflikten, als auch im beruflichen Kontext angewandt werden. Dort kann es eine Mediation in Gruppen & Teams sein, eine Mediation unter Führungskräften sowie zwischen Betriebsrat bzw. Mitarbeitervertretung und Geschäftsführung oder eine Unternehmensmediation, wenn es eine Fusion oder Übernahme gibt.
Als zertifizierte Mediatorin habe ich selbst die Erfahrung einer Mediation machen dürfen und konnte für mich und meinen Mitmedianden feststellen, dass das Verfahren wunderbar funktioniert: Ich durfte erleben, dass der Fall, den ich eingebracht habe (und scheint er für das eigene Empfinden noch so banal), professionell beleuchtet wird und durch die unabhängigen Dritten eine gewisse Entlastung und Wertschätzung erhält. Außerdem schafft das Verfahren für die Beteiligten Klarheit, gibt durch die Struktur Sicherheit und hilft nicht nur beim „Selbstverständnis“, sondern auch dabei, den anderen zu verstehen. Vor allem für die unmittelbar am Konflikt Beteiligten ist Mediation ein Gewinn – und für mich als Mediatorin immer wieder eine bereichernde Erfahrung.